Sehenswürdigkeiten
Ornbau – die kleinste Stadt Mittelfrankens
Erste Siedlungsspuren, zwei Armreife, datieren in die Zeit um 400 vor Christi Geburt. Über die kulturhistorische Entwicklung der folgenden Jahrhunderte kann man nur Vermutungen anstellen. Archäologisch nachweisbar sind Keramikscherben, die ins 8.-9. Jahrhundert datiert und als Zeugen für die Anfänge Ornbaus interpretiert werden können.
Die erste urkundliche Erwähnung Ornbaus als Arenburen steht im Zusammenhang mit der Weihe der romanischen St.-Jakobus-Kirche im Jahr 1058 durch den Eichstätter Bischof Gundekar II. (reg. 1057-1075). In den folgenden Jahrhunderten, spätestens seit 1187, gehörte die Siedlung an der Altmühl zum Bistum Eichstätt, wurde von den Bischöfen zeitweise aber als Lehen an die Grafen von Oettingen vergeben. In diese Phase fällt der Bau der ersten Befestigungsanlage vor 1286. Da die Grafen von Oettingen diese Verteidigungsanlage ohne Absprache mit dem Eichstätter Lehensherr errichtet hatten, entbrannte ein Streit. An dessen Ende verloren die Oettinger ihr Lehen, die Befestigungsanlage musste entfernt werden und die Fürstbischöfe aus dem etwa 60 Kilometer entfernten Eichstätt erkannten die Bedeutung des Ortes für ihre Herrschaft im sogenannten oberen Hochstift. In der Folge, nach 1317, ließen sie mit kaiserlicher Zustimmung eine zweite Befestigungsanlage errichten. Ins Jahr 1323 datiert die erste Erwähnung als Stadt.
Die bis heute erhaltene Stadtmauer ist aber nicht jene aus dem frühen 14. Jahrhundert, sondern stammt aus dem späten 15. Jahrhundert. Der damalige Eichstätter Fürstbischof Wilhelm von Reichenau (reg. 1464-1494) wollte sein Territorium nach innen und außen festigen und ließ dazu hohe Mauern und massive Basteien errichten. Ornbau entwickelte sich zu einer mittelalterlichen Kleinstadt. Der höchste Beamte in der Stadt, eingesetzt vom jeweiligen Landesherrn, war der Vogt bzw. Pfleger. Daneben etablierte sich Ornbau, gemeinsam mit Arberg, als eines der Kastenämter des Eichstätter Territoriums. Die Kastenämter waren u. a. die Finanzämter des Mittelalters und hatten zur Aufgabe die dem Landesherrn zustehenden Steuern und Zehnten einzutreiben. Als Kastenamt bildete Ornbau außerdem einen Halsgerichtsbezirk, in dem die hohe Gerichtsbarkeit des Landesherrn verhandelt wurde. Das Gericht wurde einberufen, wenn ein Verbrechen, dass die Todesstrafe zur Folge haben konnte, behandelt wurde.
Zwei große Einschnitte prägten die Jahrhunderte, in denen Ornbau zu Eichstätt gehörte. Im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert führten die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach früh den protestantischen Glauben in ihrem Territorium ein, während Ornbau katholisch blieb. Da Ornbau in weiten Teilen von ansbachischem Herrschaftsgebiet umgeben war entwickelte sich die kleine Stadt zu einer katholischen Enklave und der konfessionelle Gegensatz führte zu Streit und Problemen zwischen benachbarten Gemeinden. Im größeren Kontext führten die konfessionellen Probleme zum Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), der Ornbau hart traf. 1633 wurde die Stadt, vor allem die Vorstadt, von schwedischen Truppen in Brand gesteckt und beinahe vollständig zerstört. Der Wiederaufbau dauerte lange, doch im 18. Jahrhundert blühte die Stadt wieder auf. Der Großteil, der heute innerhalb der Stadtmauer stehenden Häuser stammt aus dieser Zeit. Mitten in diese Blüte hinein dann die umwälzenden Veränderungen durch Säkularisation und Reichsdeputationshauptschluss an deren Ende Ornbau 1806 zu Bayern kam. Als bayerische Stadt verlor Ornbau alle Ämter, die eine wirtschaftliche Bedeutung hatten. Erst nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einem deutlichen Bevölkerungswachstum. Heute hat die Stadt Ornbau mit ihren 5 Gemeindeteilen Gern, Oberndorf, Obermühl, Taugenroth und Haag etwa 1800 Einwohner. Prägend ist für Ornbau heute vor allem seine malerische Lage als Tor zum Fränkischen Seenland.
Altmühlbrücke mit St. Nepomuk und Bilderstock
Eines der charmantesten Fotomotive im Fränkischen Seenland! Die aus groben Sandsteinquadern bestehende Brücke entstand wohl um die Mitte des 17. Jahrhunderts und wurde 1805/1807 auf Staatskosten so gestaltet, wie sie sich bis heute präsentiert. Die etwa 80 Meter lange, fünfbogige Brücke ist sehr schmal, drei Kanzeln ermöglichen Radfahrern und Fußgängern ein Ausweichen. Am Rande der ersten Kanzel thront der Brückenheilige St. Nepomuk. Die barocke Sandsteinskulptur stiftete 1752 der Stadtmüller Josef Eder. Am von der Stadt aus gesehen anderen Ende der Brücke befindet sich ein unter Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen (reg. 1595-1612) 1611 entstandener Bilderstock. Der Sandsteinpfeiler ist dreifach abgesetzt und von einer quadratischen Ecksäule mit vier gut erhaltenen Halbreliefs gekrönt: die Geißelung und Dornenkrönung Christi, die Kreuztragung, die Kreuzigung mit den drei weinenden Frauen und die Auferstehung. Über dem Bild der Kreuzigung sind die Wappen Fürstbischofs von Gemmingen und der Stadt angebracht. Darunter, unter dem Gesims, die Jahreszahl 1611 mit einem Steinmetzzeichen.

Altstadt 7 – Rathaus
Das um 1733 erbaute zweigeschossige Haus wurde jüngst, nach langem Leerstand, aufwendig renoviert. Die streng gegliederte fünfachsige Barockfassade mit der in der Mitte vorgelegten Freitreppe stehen für einen deutlichen repräsentativen Anspruch in der Erbauungszeit. Dieser setzt sich im Innern beispielsweise mit den als Enfilade gestalteten Hauptwohnräumen im Obergeschoss fort. Ein markantes Detail befindet sich auf dem Dach: Zwei historische Kaminköpfe mit kreuzgewölbten Funkenfängern – auf einem davon nistet dauerhaft eines der Ornbauer Storchenpaare. An den Gebäudeseiten finden sich aufgemalte Fenster, die zur barocken Symmetrie beitragen sollen, ergänzt von kleinen Affen. Heute beherbergt der stattliche Bau das Rathaus, das Kultur- und Tourismusbüro, das Naturschutzprojekt „chance.natur – Lebensraum Altmühltal”, ein generationenübergreifendes Bürgerhaus und eine kleine Ausstellung zur Ornbauer Stadtgeschichte.

Beginn der Altmühlzuleitung – Bronzefigur eines Pilgers
Nur einen kurzen Spaziergang von der Ornbauer Altstadt entfernt, befindet sich die sehenswerte Bronzefigur eines Pilgers. Der vom Bildhauer Hanspeter Widrig 1988 geschaffene Pilger steht dort, wo die Zuleitung für den Altmühlsee beginnt. Die überlebensgroße Figur trägt ein wallendes Gewand, Pilgerhut mit der symbolhaften Muschel, Wanderstab und Wanderbeutel. Mit weit ausholenden Schritten, so scheint es, überwindet er die im Kunstwerk angedeutete Wasserscheide, die bestimmt in welche Richtung das Wasser fließt. Die Altmühl selbst fließt Richtung Schwarzes Meer. Das Wasser, das über die Zuleitung weiter Richtung Altmühlsee fließt, landet am Ende in der Nordsee. Neben dem Altmühlsee entstanden zwischen 1970 und 2000 sechs weitere Seen, die heute gemeinsam das Fränkische Seenland bilden.

Bibelgarten
Der Bibelgarten befindet sich außerhalb der Stadtmauer, im Zwingerbereich. Der Zugang zur Altstadt an dieser Stelle existiert dabei erst seit 1811, als auf Bitten der Bewohner der dort angrenzenden Hammergasse ein Steg über den Stadtgraben gebaut wurde. 1830 wurde der Steg in einen Fahrweg verbreitert. Der Bibelgarten selbst wurde im Jahre 2011 durch ein ehrenamtliches Team mit Unterstützung der Stadt Ornbau errichtet. Von den etwa 110 verschiedenen Pflanzen, die im Alten und Neuen Testament erwähnt werden, finden sich hier im Jahreslauf etwa 70-80 Pflanzen, die sich je nach Jahreszeit austreibend, blühend, verwelkend oder im Winterschlaf präsentieren.

Friedhofskapelle St. Jodokus mit Bièvre-Denkmal
Am Nordeingang der Stadt befindet sich der Friedhof mit seiner gotischen Friedhofskirche St. Jodokus. Die Kapelle wird urkundlich erstmals 1410 erwähnt, der Baubeginn war jedoch etwas früher. Das lässt das Wappen des von 1365 bis 1383 regierenden Eichstätter Bischof Raban Truchseß von Wilburgstetten vermuten, das sich bis heute am Portal befindet. Neben dem Wappen wird das Portal oben von einer Kreuzigungsgruppe und zwei Heiligenfiguren auf den Seiten eingerahmt. Die im Innern barockisierte Kapelle kann nicht besichtigt werden.
Auf dem Friedhof dominiert das Grabmal des französischen Schriftstellers Georges François Maréchal Marquis de Bièvre (1747-1789). Als Angehöriger der Leibgarde des Königs wurde er durch witzige Kalauer, Lustspiele und Romane bekannt. 1789 verließ er Frankreich, wohl auch unter dem Eindruck der Französischen Revolution. Seine Reise führte ihn bis in die Markgrafschaft Ansbach, wo er am Hof des protestantischen Ansbacher Markgrafen Alexander Aufnahme fand. Dort verstarb er am 24. Oktober 1789, vermutlich an den Folgen einer Pockeninfektion. Als Katholik musste er auf einem katholischen Friedhof bestattet werden. Sein Leichnam wurde deshalb in einem feierlichen Zug bei Fackelschein nach Ornbau gebracht. Sein Grab wurde mit einer Grabsäule aus Sandstein geschmückt. Später ließ Anna Pas de Vassal, eine Freundin des Verstorbenen, ein Grabmal in Form einer wuchtigen Stufenpyramide, die von einer Marmorvase bekrönt wird, errichten. Die sterblichen Überreste des Franzosen wurden in die Gruft unterhalb des Denkmals umgebettet (ovale Luftlöcher ermöglichen Einblicke in die Gruft).


Bronze-Modell
Am Kirchplatz steht ein Bronzemodell der Ornbauer Altstadt im Maßstab 1:400 (1 cm = 4 m). Dieses Kunstwerk wurde vom Künstler Johannes Vetter und dem Kulturbeauftragten Georg Hald als Geschenk an ihre Heimatstadt zum Stadtjubiläum 2023 (700 Jahre Stadtrecht) erschaffen. Die Entstehung des Bronzegusses unterstützten zahlreiche Bürger, Organisationen, Unternehmen sowie die Stadt Ornbau finanziell.

Diebsturm
Türme und Basteien waren in unregelmäßigen Abständen in die mittelalterliche Stadtmauer integriert. Der wohl markanteste Turm der Stadt ist bis heute der im 15. Jahrhundert entstandene sogenannte Diebsturm, der zumindest zeitweise als Gefängnis genutzt wurde und so seinen Namen erhalten hat. Seine Grundfunktion war aber zur Verteidigung und zur Sicherung von Freiheit und Frieden in der Stadt beizutragen. Dazu war ein Turmwächter Tag und Nacht dort stationiert.

Kappelweiher-Wiesmet-Park
Das vor den Stadttoren Ornbaus liegende Wiesmet ist eines der größten und bedeutendsten Feuchtwiesengebiete in Süddeutschland. Es erstreckt sich nordwestlich des Altmühlsees zwischen Gunzenhausen und Ornbau auf einer Fläche von ca. 1100 Hektar und beherbergt das gesamte bayerische Spektrum der Wiesenbrüter. Über den Abenteuerspielplatz am Kappelweiher erreicht man das Klein-Wiesmet – einen kleinen, mit Informationsschildern ausgestatteten Rundweg, der das eigentliche Wiesmet widerspiegelt.

Katholische Pfarrkirche St. Jakobus
Ein erster, romanischer Kirchenbau wurde 1058 durch den Eichstätter Bischof Gundekar II. geweiht. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die Kirche umgebaut und erneuert, u. a. entstand ein wuchtiger, quadratischer Kirchturm. Im 15. Jahrhundert war die Kirche zu klein geworden, und so ergänzte man zur Vergrößerung einen gotischen Chor an die Ostseite des Kirchenschiffs. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde das Gebäude teilweise zerstört und erst um 1680 wiederhergestellt. 1966 wurde der vermeintlich baufällige Mittelteil der Kirche abgerissen – nur Turm und Chor blieben stehen und wurden durch einen Neubau nach Plänen des Architekten Josef Elfinger aus Beton, Stahl und Glas miteinander verbunden. Es entstand eine sehenswerte Verbindung von alt und neu. Im ehemaligen Chor befinden sich heute die Orgel und neu gefasste Schreinfiguren der Eichstätter Diözesanheiligen Willibald, Wunibald, Walburga und Richard, die um 1500 entstanden sind. Im Kircheninnern sind die Glasfenster und das Sakramentshäuschen besonders sehenswert. Die zehn ausdrucksstarken zeitgenössischen Glasfenster des im nahen Mörsach lebenden Künstlers Reinhardt Zimmermann bilden den Zyklus „Ich bin Worte Jesu”. Links neben dem Volksaltar befindet sich das zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstandene Sakramentshäuschen, als dessen Schöpfer die Forschung den Hauptmeister der Ansbacher Schwanenordensritter vermutet.

Oberes Tor
Das Obere Tor war ursprünglich der zweite, nördliche Zugang zur Stadt. Das Tor und die damit verbundene Bastei bestanden aus mehreren Gebäuden, bis heute eine Art Bollwerk, in dem Wohnungen für Soldaten, Pferdestallungen, Bereiche für Schießscharten und Geschütze, Lagermöglichkeiten für Munition, Waffen, Geräte und weitere Wohnungen für den Amtsknecht oder den Türmer untergebracht waren. Eine Zugbrücke sicherte ursprünglich den Zugang zur Stadt. Heute fehlt der eigentliche Torturm, der 1829 einstürzte. In der Tordurchfahrt befindet sich das Wappen des Eichstätter Fürstbischofs Johann Anton II. Freiherr von Freyberg (reg. 1736-1757). Die dazugehörende Inschrift nennt den Namen des Fürstbischofs und die Zahl 1745. Damals hatte von Freyberg den Neubau des Tores beauftragt. Im ehemaligen Stadtgraben direkt beim Tor steht das Kunstwerk „Fähnchen im Wind” des Ornbauer Künstlers Johannes Vetter, das zum Abschluss der Altstadtsanierung 2017 realisiert wurde.

Stadtmauer
Die Stadtbefestigung Ornbaus entstand in drei Etappen. Schon die erste Befestigungsanlage, entstanden vor 1286, hatte dabei die bis heute typische Form eines Halbkreises, der die Siedlung nach Süden gegen die Altmühl abschloss. Erhalten hat sich bis heute die dritte Stadtmauer, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebaut wurde. Typisch sind die Türme und Basteien, die regelmäßig innerhalb der Mauer zu finden sind. In den Basteien wurden Munition, Waffen und Geräte gelagert, später wurden in ihnen auch Soldaten untergebracht. Die Stadtmauer war ursprünglich deutlich höher als heute und bildete mit Zwinger und Graben gemeinsam die Befestigungsanlage.

Unteres Tor
Über Jahrhunderte einer von zwei Zugängen zur Stadt, bestehend aus zwei Teilen: Dem eigentlichen Tor aus dem 15. Jahrhundert und dem Vorbau aus der Zeit um 1660. Dieses Torhaus sollte das Tor verstärken und es beherbergte die Wohnung des Türmers. Als Bastei hatte das Tor die Aufgabe die Altmühlübergänge, vor allem die Altmühlbrücke, zu schützen. Zwischen Brücke und Tor befand sich früher ein Graben mit Zugbrücke. Innerhalb des Stadttores gab es ein eisernes Fallgitter, dessen Führungsrinnen bis heute im Stein zu erkennen sind.
